Ziel des Forschungsprojekts Typologie der Negation im Ob-Ugrischen und Samojedischen ist es, bei bestimmten – in Europa und Asien gesprochenen – samojedischen (Nenzisch, Enzisch, Selkupisch, Nganasanisch sowie Kamassisch, welches seit den 1980-er Jahren als ausgestorben gilt) sowie bei den ob-ugrischen Minderheitensprachen (Chantisch und Mansisch) die linguistische Realisierung der Verneinung zu untersuchen und zu beschreiben. Außerdem wird eine typologische Klassifikation erstellt werden, die wichtige Einblicke in die syntaktische Typologie bieten wird.
In den letzten Jahrzehnten stellten die typologischen, syntaktischen und semantischen Aspekte der Negation intensiv untersuchte Felder der Sprachwissenschaft dar. Im Gegensatz zu den schnell wachsenden Datenmengen, die durch die Erforschung der größeren europäischen sowie einiger nicht europäischen Sprachen gewonnen werden, werden Sprachen mit kleinen Sprechergemeinden sowie wenigen schriftlichen Quellen – unter anderem uralische Sprachen – nur wenig beachtet. Nichtsdestotrotz zeigen diese Sprachen, wie dies unter anderem aus Vorarbeiten zu diesem Projekt ersichtlich ist, untypische sowie kaum dokumentierte Verneinungskonstruktionen. Diese werden im Rahmen des Projekts mit Hilfe der Anwendung von aktuellen Theorien der linguistischen Typologie klassifiziert werden, sodass die Ergebnisse als Basis für einen weiteren, sprachenübergreifenden Vergleich verwendet werden können.
Als empirische Grundlage für unsere aktuelle Untersuchung, und für weitere Studien anderer Aspekte der untersuchten Sprachen werden wir ein elektronisches Korpus zusammenstellen, welches eine beträchtliche Anzahl von annotierten Texten in allen der oben genannten Sprachen enthalten wird. Weitere Forschungen (auch die Untersuchung anderer uralischer und nicht uralischer Sprachen) werden durch das typologische System, welches im Rahmen des Projektes ausgearbeitet wird, sowie das erstellte Korpus vorangebracht werden.